Der Anruf der Werkstatt kommt unerwartet. Angeboten werden neue Bremsscheiben und Beläge, und das obwohl nicht viele Kilometer gefahren sind, man natürlich sehr vorausschauend gefahren ist und die Bremsanlage somit auch geschont hat.
Wer sein Gartentürchen mal lange nicht benutzt hat, stellt auch fest, dass es schwer gängig geworden ist, das Schloss nicht mehr einrastet oder die Klinke sich nur schlecht drücken lässt. Korrosion ist hier das Problem. Gerade Dinge, die aus Stahl gefertigt sind, leiden darunter massiv. Eine Bremsanlage ist aber überwiegend aus Stahl gefertigt.
Aber das war doch früher nicht so? Richtig, der Eindruck täuscht nicht. Moderne Bremsanlagen sind heutzutage überaus leistungsfähig, sozusagen ein Spitzensportler. Der Bremsweg ist im Verkaufsprospekt ein wichtiger Wert, der gerne für Vergleiche herangezogen wird und das ist richtig so! Kein Aufwand ist zu groß um Schäden, vor allem an Leib und Leben, möglichst gering zu halten.
Der unangenehme Nebeneffekt ist nun, dass die Bremsen im „Normalbetrieb“ unterfordert sind. Sie werden nicht mehr so warm und trocknen damit langsamer ab, offene Felgendesigns kommen erschwerend hinzu. Weiter werden die Bremsscheiben von den Bremsbelägen nicht mehr ordentlich abgezogen. Somit korrodiert die Bremsscheibe schneller und Scheiben und Beläge müssen vorzeitig erneuert werden, damit die ursprüngliche Leistungsfähigkeit, die wir uns alle wünschen, wieder gegeben ist. Besonders an der Hinterachse ist das Problem häufig zu beobachten, da der Hersteller hier auch noch die wechselnden Beladungszustände berücksichtigen muss und die meisten Kraftfahrer meist alleine und ohne große Beladung unterwegs sind.
Der Fahrzeugtechniker fragt sich natürlich, ob in Zeiten der aktiven Bremsanlagen, nicht auch entsprechende Pflegeeingriffe in die Systeme Einzug halten, die der Korrosion vorbeugen. Immerhin gibt es Hersteller, die die Wischerblätter zur Schonung „umlegen“ wenn sie lange Zeit in der Ruhestellung geparkt sind.
Bis dahin ist zu empfehlen die Bremse – wenn möglich – zwischendurch häufiger und auch mal kräftiger zu benutzen, um sie fit und in dem leistungsfähigem Zustand zu halten, der dem Prospekt zu entnehmen war.